Tech & Literature 2023Rezension von Metin Aritürk

Zum Jahresthema „Digitale Resilienz“ rezensiere ich die Dissertation “Verwaltung im digitalen Zeitalter – Die Rolle digitaler Kompetenzen in der Personalakquise des höheren Dienstes” von Dr. Derya Catakli aus dem Jahre 2021, in welcher die Auswirkungen des digitalen Wandels auf den öffentlichen Dienst und die damit verbundenen Herausforderungen beleuchtet werden. Angesichts der rasanten Entwicklungen der Digitalisierung ist die Flexibilität und kontinuierliche Weiterentwicklung des öffentlichen Dienstes von entscheidender Bedeutung, um im digitalen Zeitalter handlungsfähig zu bleiben.

Diese Transformation kann jedoch nicht allein durch die Einführung digitaler Technologien erfolgen, sondern setzt vielmehr die aktive Beteiligung von Mitarbeitern mit den erforderlichen Kompetenzen, den “digitalen Kompetenzen”, voraus. Diese werden in fachliche, methodische, soziale und personale digitale Kompetenzen unterteilt, wobei die Gewichtung je nach Kontext und Aufgabenbereich variiert. Ein solider Grundstock an digitalen Kompetenzen wird auch bei den nichttechnischen Stellen als grundlegend erachtet.

Trotz eines wachsenden Bewusstseins über die Bedeutung digitaler Kompetenzen zeigt die Untersuchung, dass die Personalakquise im öffentlichen Dienst für den nichttechnischen Dienst bisher nur selten digitale Kompetenzen voraussetzt. Wenn doch, sind diese Anforderungen oft auf fachliche oder personale digitale Kompetenzen beschränkt, während soziale und methodische digitale Kompetenzen vernachlässigt werden. Dies deutet auf ein mangelndes Bewusstsein für die Existenz und Relevanz dieser Schlüsselkompetenzen hin oder auf ein zurückhaltendes Verhalten beim Setzen solcher Anforderungen. Das Voraussetzen von digitalen Kompetenzen kann jedoch die Nachfrage für den Erwerb von digitalen Kompetenzen bei den Bewerbenden steigern.

Auf Bundes- und Landesebene sind zwar bereits einige Initiativen und Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung im öffentlichen Dienst erkennbar. Dennoch wird aufgezeigt, dass diese Maßnahmen und Strategien eher punktuell ausgerichtet sind und ein umfassender Rahmen fehlt. Es wird daher die Einführung eines einheitlichen Kompetenzrahmens empfohlen, um sicherzustellen, dass digitale Kompetenzen systematisch erfasst, entwickelt und bei sämtlichen Personalmaßnahmen angemessen berücksichtigt werden. Diese Anpassung wird als unerlässlich erachtet, um die Handlungsfähigkeit der Verwaltung im digitalen Zeitalter zu gewährleisten und die Herausforderungen der digitalen Transformation erfolgreich zu bewältigen.

Die Dissertation von Dr. Catakli bietet nicht nur eine gründliche wissenschaftliche Analyse der Personalakquise im höheren Dienst im Kontext der Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung, sondern dient auch als hervorragender Einstiegspunkt für alle, die sich für die Digitalisierung interessieren. Sie verschafft einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand der Digitalisierung, behandelt bestehende Rechtsgrundlagen zum Thema Digitalisierung, vermittelt grundlegendes Wissen über führende digitale Technologien für den öffentlichen als auch privaten Sektor und beleuchtet Schwachstellen und Potenziale im GovTech-Bereich.