Tech & Literature 2020Rezension von Valérie Suhr

Die US-amerikanische Mathematikerin Cathy O’Neil zeigt in ihrem inzwischen zum Beststeller avancierten Buch auf beeindruckende und anschauliche Weise die Gefahren von „Big Data“ und Algorithmen auf. Diese sind keinesfalls trivial, sondern im Extremfall sogar geeignet, an den Grundfesten der Staatlichkeit zu rütteln. Die These der Autorin: „Big Data“ fördert bestehende Ungleichheiten, anstatt sie zu verringern und ist sogar geeignet, die Demokratie zu bedrohen. Das enorme Risiko wird bereits durch das geniale Wortspiel im Titel deutlich: „Big Data“ als „weapons of math destruction“, also als eine Art mathematische Massenvernichtungswaffe.

Mathematische Modelle versprechen nicht nur Effektivität, sondern auch Objektivität und Fairness. Dennoch erzielen sie oft – wenn auch häufig ungewollt – das Gegenteil: das mathematische System stereotypisiert, diskriminiert und ist blind für den Einzelfall. „Big Data“ und entsprechende mathematische Modelle beruhen zum großen Teil auf statistischen Daten der Vergangenheit und der Annahme, dass sich diese Muster wiederholen. Damit schreiben sie unweigerlich bestehende Ungleichheiten fort.

Mathematische Modelle und Algorithmen bestimmen immer mehr unser Leben, sei es in den sozialen Netzwerken, beim Online-Shopping, beim Anschluss einer Versicherung oder sogar bei Wahlen. „Big Data“ ist also bei Weitem kein Thema, dass nur für Technikexpert*innen relevant ist, sondern geht jeden und jede Einzelne etwas an. Deshalb ist auch dieses Buch für alle relevant und zu empfehlen, die nicht mit verschlossenen Augen in ein neues Zeitalter gehen wollen, sondern wissen wollen, wie ihre Daten genutzt oder sogar missbraucht werden.

Kernthese:
„Big Data“ fördert bestehende Ungleichheiten, anstatt sie zu verringern und ist sogar geeignet, die Demokratie zu bedrohen.