Tech & Literature 2023 • Rezension von Justus Theis
In „Countdown to Zero Day“ erzählt Kim Zetter die Geschichte der wahrscheinlich ersten digitalen Kriegswaffe – Stuxnet. Die WIRED-Journalistin enthüllt fesselnd die Entwicklung, Ausführung und Entdeckung der Schadsoftware, die 2010 das iranische Atomprogramm sabotierte.
Während Inspektoren der IAEA im Iran feststellten, dass Zentrifugen zur Urananreicherung ungewöhnlich schnell verschleißen, brüteten russische und amerikanische Sicherheitsforscher über einem neuen und ungewöhnlich komplexen Computervirus. In einer Erzählweise, die sich sonst eher in einem Kriminalroman findet, bringt Zetter diese Geschehnisse nach und nach in Verbindung.
Obwohl das Buch detailliert auf die technischen und politischen Hintergründe von Stuxnet eingeht, beschränkt es sich nicht nur auf eine isolierte Darstellung der Schadsoftware. Vielmehr verdeutlicht Zetter die weitreichenden Auswirkungen digitaler Angriffe auf die internationale Sicherheit. Anhand von Stuxnet zeigt sie eindrucksvoll auf, dass Cyberangriffe nicht nur auf Spionage oder Denial-of-Service- Attacken beschränkt sind, sondern tatsächlich als Alternative zur konventionellen Kriegsführung eingesetzt werden können. Dabei lässt sie beide Seiten zu Wort kommen: Diejenigen, die in der digitalen Kriegsführung eine Möglichkeit zur Konfliktlösung ohne Bomben und ohne öffentlich zirkulierende Bilder von Leichensäcken sehen, aber auch diejenigen, die unsichtbare Opfer befürchten und vor einer Waffe warnen, die der Gegner einfach aufheben und zurückschießen kann.
„Countdown to Zero Day“ ist ein wichtiges Buch für alle, die sich für Cybersicherheit, Cyberkriegsführung und die Auswirkungen dieser Themen auf die moderne Welt interessieren. Kim Zetter schafft es meisterhaft, komplexe technische Informationen mit einer packenden Erzählung zu verbinden und gewährt uns einen umfassenden Einblick in eine neue Form des Krieges, die uns alle betrifft. In ihren eigenen Worten: Die digitale Büchse der Pandora ist geöffnet.
Ich kann dieses Buch nur wärmstens empfehlen. Es öffnet die Augen für die Risiken und Herausforderungen, mit denen wir in einer zunehmend vernetzten Welt konfrontiert sind, und regt zum Nachdenken über die Zukunft der Kriegsführung an.