Tech & Literature 2020 • Rezension von Leonie Jüngels
Der Titel von Scott Galloways erstem Werk erscheint auf den ersten Blick vielversprechend. Als Kunde mehrerer oder aller der im Fortlauf des Buches als „vier Reiter“ bezeichneten Unternehmen erwartet man einen Blick hinter die Kulissen, vielleicht auch Informationen, die den täglichen Umgang mit Dienstleistungen und Produkten dieser Firmen beeinflussen.
In erster Linie ist das Buch von Scott Galloway unterhaltsam und erfüllt zumindest in dieser Hinsicht die Erwartungen. Jedoch fehlt dem Werk die kritische Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des wirtschaftlichen Handelns der Giganten in Bereichen wie Arbeitsschutz, Umweltschutz oder Datenschutz. Letzterer wird zumindest kurz angeschnitten.
Zunächst stellt er die vier Unternehmen in einem Einzelporträt vor und versucht, die jeweilige Erfolgsstrategie herauszuarbeiten. Hierbei wird der Leser auf eine Zeitreise der verschiedenen Wirtschaftsstränge mitgenommen, in Grundprinzipien des Aktienhandels eingeführt und nicht zuletzt zum Studenten in einer Marketingvorlesung Galloways. Auch die Analyse des Kundenverhaltens ist gelungen, da eine gewisse Identifikation mit dem Gesagten stattfindet und weitere Grundlagen der Marketingkommunikation deutlich gemacht werden.
Die Kürze der Abschnitte und die statistischen Illustrationen, die teilweise bemerkenswerte oder überraschende Erkenntnisse abbilden, führen zu einem angenehmen Lesefluss. Auch griffige Einordnungen wie beispielsweise „Gewinner und Verlierer“ machen es dem Leser leicht, das Buch nicht aus der Hand zu legen.
Spannend ist vor allem die Prognose Galloways für die Zukunft – nicht nur in Bezug auf die „vier Reiter“. Hier werden, leider nur knapp, weitere Firmen hinsichtlich ihres Potenzials beleuchtet, der fünfte Reiter zu werden. Wer also eine unterhaltsame Lektüre sucht, die ökonomische und marketingtechnische Grundlagen vermittelt, der ist mit Galloways „The four“ gut beraten. Eine allzu kritische Begutachtung kann allerdings nicht erwartet werden.
Kernthesen (Zitate):
- „Ich teile, also bin ich.“
- „Es gab noch nie eine bessere Zeit, um außergewöhnlich zu sein und noch nie eine schlechtere Zeit, um durchschnittlich zu sein.“