IRDTPaperseriesProf. Dr. Benjamin Raue

Das Institut für Recht und Digitalisierung Trier feiert dieses Jahr sein fünfjähriges Jubiläum. In den letzten Jahren hat das IRDT durch seine Forschungsprojekte, Publikationen und Veranstaltungen sichtbare Beiträge zur rechtswissenschaftlichen Diskussion geleistet. Hierdurch konnte sich das IRDT im deutschsprachigen Raum und zunehmend auch international als Forschungsinstitut etablieren.

An der Forschungsinitiative des Landes Rheinland-Pfalz beteiligt sich das IRDT federführend mit einem Projekt zur Digitalen Souveränität Europas (DigitS EU). In diesem bewerten und analysieren wir interdisziplinär die europäische Digitalstrategie im Systemwettbewerb mit den USA und China. Der Förderantrag wurde im Mai 2023 bewilligt. Wir konnten also im laufenden Geschäftsjahr bereits mit der Umsetzung des Projekts beginnen.

Nicht zuletzt mit unseren Veranstaltungsreihen haben wir eine Plattform für den Austausch zwischen Wissenschaft, Praxis und Gesellschaft geschaffen und damit zur kritischen Reflexion und zum Dialog über drängende Fragen der Digitalisierung beigetragen. So haben wir im Berichtszeitraum internationale Veranstaltungen wie die Konferenz „Confidentiality in a digital world – a contradiction in terms?“ organisiert. Auch im Zuge unserer internationalen Ausrichtung besuchte Prof. Dr. Ivana Jelić, Richterin am EGMR, das IRDT und referierte in einer IRDT Lecture zum Thema „Freedom of Speech in the Digital Sphere“. Die Trierer Gespräche zu Recht und Digitalisierung standen unter dem Thema Cyberwarfare und digitale Souveränität. Auf unserer Jahrestagung im Oktober 2023 haben wir uns mit digitaler Resilienz und der Frage nach einem effektiven Recht auf sichere Software beschäftigt, dessen Tagungsband diese Tage Open Access erscheinen wird. Mit dieser Thematik knüpften wir an die an der Universität Trier seit Jahren etablierte Resilienzforschung an.

Mit dem weiteren Ausbau von Open Access haben wir uns im Geschäftsjahr das Ziel gesetzt, wissenschaftliche Schriften im Bereich Recht und Digitalisierung vielen Leserinnen und Lesern zugänglich zu machen. Denn wegen der schnell verfügbaren Informationen in juristischen Datenbanken besteht die Gefahr, dass Leserinnen und Leser sich weniger um Druckerzeugnisse bemühen. Dies trifft besonders dann zu, wenn ihr Zugang mit langen Wegen zur Bibliothek, Wartezeiten bei Bestellungen und mit Kosten verbunden ist. Auf der anderen Seite werden Veröffentlichungen ausschließlich im Internet häufig nicht als bedeutend wahrgenommen oder erfordern eben auch hohe Gebühren. Die Idee, dass wissenschaftliche Arbeiten frei zugänglich sein sollten, haben wir im Berichtszeitraum deshalb konsequent verfolgt und in verschiedenen Reihen insgesamt 13 Werke veröffentlicht. Dazu gehören Veröffentlichungen in den digital | recht Schriften zum Immaterialgüter-, IT-, Medien-, Daten- und Wettbewerbsrecht, in den digital | recht Schriften zu Staat und digitaler Gesellschaft und in der neuen Schriftenreihe „Schriften des IRDT“. Über 12.000 Aufrufe der in diesem Jahr publizierten Werke und eine rege Rezeption – auch in der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs – belegen: #openaccess-wirkt.

Während wir auf das bisher Erreichte zurückblicken, blicken wir auch voraus auf die Herausforderungen und Möglichkeiten, die vor uns liegen. Die Digitalisierung schreitet mit unvermindertem Tempo voran und wirft kontinuierlich neue Fragen und Probleme auf, die wir untersuchen wollen. Das IRDT ist bereit, diese Herausforderungen anzunehmen und weiterhin eine sichtbare Rolle in der rechtswissenschaftlichen Forschung zur Digitalisierung zu spielen.

Im kommenden Geschäftsjahr werden wir uns daher schwerpunktmäßig dem Thema „Artificial Intelligence“ zuwenden. Unsere englischsprachige Jahrestagung 2024 wird dabei unter dem Titel „Artificial Intelligence and Fundamental Rights“ stehen. Unter anderem werden dort Referenten aus den USA, Taiwan, Südafrika, Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden sprechen.